
Statement Thomas Kuta
Das Ruhrgebiet ist als Region für Kreative nicht wirklich unattraktiv. Gerade in den letzten Jahren (und das muss nicht in einen Zusammenhang mit der Ernennung Essens bzw. des Ruhrgebiets als Europäische Kulturhauptstadt RUHR.2010 gebracht werden) passierte doch gerade in der freien Szene der einzelnen Kommunen einiges. Als Beispiel seien hier nur kurz die ständige Vergrößerung und Weiterentwicklung der Angebote im Unperfekthaus oder das das Netzwerk X für Kunst und Soziales erwähnt. Allerdings benötigt der sogenannte „Wandel durch Kultur“einen ökonomischen Nährboden, der in der Region nur bedingt vorhanden ist. Verlassen nicht immer mehr Unternehmen das Revier, gehen Insolvent oder schließen?! Die öffentliche Förderung schießt gleichzeitig einiges ihrer Mittel in große Institutionen oder in sogenannte Nachhaltigkeitsprojekte, die einmal im Kulturhauptstadt gegründet wurden. Die freie und „junge“ Szene bleibt vielerorts unberücksichtigt und partizipiert nur bedingt an öffentlichen Mitteln. Eine enge Verbindung zwischen der Wirtschaft und der freien Szene wird im Ruhrgebiet zwar hier und dort aber noch nicht intensiv gelebt. Dies mag sicher auch daran liegen, dass eine Mentalität, die beide Seiten füreinander begeistert kann, erst geschaffen werden muss. Noch immer gibt es in der Kreativszene Vorbehalte und Vorurteile mit Unternehmen zusammenzuarbeiten und alternative Finanzierungsmodelle umzusetzen. Noch immer legen Firmen keinen Wert auf ein bürgerschaftliches Engagement in ihrer Region. Es muss mehr Plattformen geben, die entsprechende Anspruchsgruppen an einen Tisch bringen und sie für einander interessant machen. Wenn ich das Konzept von C.A.R. CAMP richtig verstanden habe, soll gerade auch dies versucht und unterstützt werden.
Ganz wichtig finde ich, dass Schluss gemacht wird mit einer kreativen Beliebigkeit. Auch kreatives Schaffen sollte innovativ sein und sich durch bestimmte Alleinstellungsmerkmale auszeichnen, damit es nicht zu irrsinnigen Dopplungen kommt, wie z.B. in einigen öffentlich geförderten Institutionen. Ist es wirklich notwendig, dass wir in Dortmunder ein Konzerthaus und ein Orchesterzentrum, in Bochum (bald?!) eine Symphonie, in Essen eine Philharmonie, und dann noch ganz viele Opernhäuser und Musiktheater in der Region haben? Passen Auslastung, Subventionierung und Zielgruppenbegeisterung wirklich zusammen? Ich bin skeptisch und dennoch optimistisch!