Statement Steffen Müller
„Was würde die Region attraktiver machen, um hier zu leben und zu arbeiten?“
Die dezentrale Struktur des Städte-und-Gemeinden-Konglomerates Ruhrgebiet liegt, in der Gegenüberstellung zu vergleichbar bürgerstarken Asphaltgiganten, als Kompliment verkleidet auf dem silbernen Reißbrett rosiger Zukunftsvisionen bereit. Und mindestens seitdem das Ruhrgebiet Zweitausendundzehn Weltkultur-Reichs-Ober-Haupt-Tronsahl 1von2 (oder so ähnlich) war, ist die Zunge des Pottbürgers geneigt mit dem Wort Metropole zu kokettieren:
Metropolregion Rurgebiet!
Diese dezentrale Struktur verwandelt sich jedoch scheinbar nicht allein dadurch in einen Vorteil, indem man das große Wort ‘Metropole’ wie eine prachtvolle Atlasschleife oben draufpappt; im Gegenteil: Der Recklinghausener hat mit Dortmund genausowenig zu tun, wie der Wanne-Eickler mit Mülheim oder der Duisburger mit Essen. Man is ma da, is klar. Aber letzten Endes sorgt die Abwesenheit von Zwischenräumen nicht für eine Fusion. Vielleicht ist dies ja auch gut so und man belässt es dabei. Nur was die Menschen hier angeht meint man des öfteren der Horizont in Fußnähe mahne, auch die wenigen zur Urbanität Aspirierenden, stetig zum Provinzgeist.
Nun bezeichne ich obrig in keinster Weise die (durchaus auch international) rennomierten Institutionen, die es hier sehr wohl gibt. Auch hat die eine oder andere Enklave durchaus tolle Veranstaltungen, welche bewundernswerte Macher ins Leben gerufen haben. Es geht mir um das Stadtempfinden, das in mir stattfindet wenn ich in die nächste Großstadt fahre. Schon in Düsseldorf denke ich mir: “Hm… irgendwie so ungewöhnlich urban hier! Und die Ubahnen fahren sogar nach Einbruch der Dunkelheit!!”
In der Konsequenz könnte ich mir vorstellen, dass eine intensive Auseinandersetzung mit der Infrastruktur die Attraktivität messbar steigern würde. Einerseits was die Transportation angeht – der öffentliche Nahverkehr zwischen den Städten ist viel zu teuer (!) –, andererseits und insbesondere Projektbasierte Koorperationen mit vielfachen Standorten, die sich über die Region Verteilen. Seien es Co-Working-Spaces, Ateliers, Werkstätten oder Veranstaltungen – es braucht mehr davon. Und was den Mangel an urbanem Bewusstsein angeht: Es braucht generell und überall im Ruhrgebiet mehr Straßenleben; Menschen die draussen sind! Einen ebenso altklugen Vorschlag hierfür habe ich aber leider nicht auf Lager.